ILEAs

Projektlaufzeit: 01.08.2023 - 30.04.2026
„Institutionelles Lernen aus epidemisch bedeutsamen Lagen: Implementierung institutionell verankerter Lern- und Entscheidungsfindungsprozesse im ÖGD“.

Ziel und Motivation des Projektes

In dem Verbundprojekt ILEAs sollen in enger Kooperation von Praxis und Wissenschaft institutionelle Lehren aus epidemisch bedeutsamen Lagen gezogen werden, um institutionelle Lernprozesse im ÖGD zu initiieren. Der Forschungsverbund hat sich zum Ziel gesetzt, Lessons-Learned-Ansätze zu entwickeln, die aufzeigen, wie der ÖGD anhand strukturierter Prozesse während und nach Krisen evidenzinformierte Entscheidungsfindungs- und Lernprozesse stärken und institutionell verankern kann.

Wiederkehrende Gesundheitskrisen von epidemisch bedeutsamer Tragweite stellen den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) institutionell wie personell vor große Herausforderungen. Während manche Ereignisse zeitlich begrenzt auftreten, z. B. der EHEC/HUS-Ausbruch im Jahr 2011, waren beziehungsweise sind andere von längerer Dauer wie etwa die Influenza-Pandemie 2009-2010 oder die COVID-19-Pandemie, die eine der folgenschwersten gesundheitlichen Notlagen der Geschichte darstellt. Die aus dieser Pandemie gezogenen Lehren werden voraussichtlich die öffentlichen Gesundheitssysteme in den Ländern der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraums in den nächsten Jahren verändern.

Der ÖGD in Deutschland kann diese Situation als Chance nutzen und im Rahmen von Lessons-Learned-Prozessen die eigenen Entscheidungen und Methoden zur Entscheidungsfindung kritisch prüfen. Institutionell verankert könnten so, u.a. Erfahrungen, Entscheidungen sowie Arbeitsweisen systematisch gesammelt und entsprechende Konsequenzen abgeleitet und nachhaltig umgesetzt werden.

Die drei Teilprojekte

Teilprojekt 1 (TP1): Weiterentwicklung und Erprobung von Handlungsoptionen zur Stärkung deliberativer, evidenzinformierter Entscheidungsfindungsprozesse im ÖGD

Teilprojekt 2 (TP2): Förderung von institutionellem Lernen nach WHO- und ECDC- Standards mithilfe von In(tra)- und After-Action-Reviews (IAR/AAR) während und nach epidemisch bedeutsamen Lagen im ÖGD

Teilprojekt 3 (TP3): Entwicklung, Erprobung und Implementierung eines begleitenden E-Learning-Angebots zu den Ergebnissen der Teilprojekte 1 und 2

Die drei Teilprojekte: Arbeitspakete und Zielsetzung

Teilprojekt 1 hat zum Ziel, Mitarbeitende im ÖGD bei der Implementierung evidenzinformierter, deliberativer Entscheidungsfindungsprozesse innerhalb und außerhalb von Krisen zu unterstützen. Zunächst wird hierzu eine systematische Übersicht über die Nutzung von Evidenz auf kommunaler Ebene erstellt. Gemeinsam mit relevanten Stakeholdern aus der kommunalen Praxis (vier Pilot-Kommunen) sollen darauf aufbauend Ansätze und Strategien erarbeitet werden, wie gerade auch bei zeitkritischen und von Unsicherheit durch mangelnde Evidenz geprägten Entscheidungen alle relevanten Kriterien angemessen und praktikabel berücksichtigt werden können. Dies können etwa ethische, gesundheitsrelevante, ökonomische oder soziale Kriterien sein.

Teilprojekt 2 hat das Ziel, die Kapazitäten und Kompetenzen des ÖGD dahingehend zu stärken, selbständig In(tra)- und After-Action-Reviews (IAR/AAR) zu konzipieren und durchzuführen. IARs und AARs sind Teil des Monitorings und Evaluation-Frameworks der WHO unter den Internationalen Gesundheitsvorschriften. Sie enthalten primär qualitative, kollektive Lernprozesse, um kritisch und systematisch Maßnahmen zur Bewältigung einer epidemisch bedeutsamen Lage zu entwickeln.

In Teilprojekt 3 entwickeln und implementieren die Verbundpartner:innen gemeinsam ein E-Learning-Angebot. Das Ziel ist hierbei, die über den gesamten Projektverlauf hinweg erarbeiteten Ergebnisse zur Implementierung evidenzinformierter, deliberativer Entscheidungsfindungsprozesse (TP1) sowie Verfahren zur Umsetzung von auf den ÖGD in Deutschland angepassten IAR/AAR-Methodiken (TP2) zu synthetisieren und sie anschließend in virtuelle Trainingsangebote aufzubereiten, die eine eigenständige, asynchrone Einarbeitung mittels E-Learning ermöglichen sollen.

Zusammenarbeit im Verbund

Die AÖGW leitet das Verbundprojekt und ist federführend für Teilprojekt 1 und 3 verantwortlich. Das Robert Koch-Institut (RKI) leitet das Teilprojekt 2. Das Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit Brandenburg (LAVG) unterstützt als assoziierter Praxispartner das Projekt. Zum regelmäßigen, fachlichen Austausch wurde initial eine Projektsteuerungsgruppe (PSG) eingerichtet, bestehend aus Vertreter:innen aller Verbundpartner:innen und dem assoziierten Partner.

AÖGW

Zur wissenschaftlichen Beratung und inhaltlichen Qualitätssicherung wird zu Beginn des Projektes ein wissenschaftlicher Beirat einberufen, der sich aus Expert:innen mit entsprechender Fachexpertise für z.B. Leitlinienentwicklung und Forschungsmethodik im Zusammenhang mit ÖGD-Themenbereichen (Infektionsschutz, Gesundheitsberichterstattung, Gesundheitsplanung, etc.), zusammensetzt. Mithilfe des praktischen Beirates, dem Expert:innen aus der ÖGD-Praxis angehören, erfolgt ebenfalls eine regelmäßige, praxisbezogene Rückkopplung.

Darüber hinaus erfolgt ein enger Austausch mit den vier Pilot-Kommunen sowie die Initiierung von übergeordneten Austauschen zwischen den Kommunen. 

Ausblick für die Praxis

Die unter Einbezug relevanter Stakeholder generierten Ergebnisse aus den Teilprojekten in Form gemeinsam erarbeiteter Handlungsstrategien zur Stärkung evidenzinformierter Entscheidungsfindungsprozesse (TP1) sowie zur eigenständigen Durchführung von In(tra)- und After-Action Reviews (TP2) sollen abschließend mittels eines eigens hierfür entwickelten E-Learning-Kurses genutzt und verstetigt werden (TP3). Dies ermöglicht ein asynchrones Einarbeiten in die erarbeiteten Verfahren und Methodiken, die dann in der ÖGD-Praxis nachhaltig umgesetzt werden können. Die Erfahrungen des ÖGDs aus vergangenen Gesundheitskrisen werden auf diese Weise für künftige Krisensituationen nutzbar gemacht und die Kompetenzen und Handlungsstrategien des ÖGD nachhaltig gestärkt.

Timeline

Mitglieder des Projektbeirats

Name  Affiliation
Dr. med. Bernhard Bornhofen  Stadtgesundheitsamt Offenbach (Amtsleitung)
Thomas Hofmann  Head of Section Emergency Preparedness and Response Support, Public Health Functions EUROPEAN CENTRE FOR DISEASE PREVENTION AND CONTROL
Dr. med. Hannah Höglund-Braun, M.Sc. PH  Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Düsseldorf, Stabsstelle Gesundheitlicher Bevölkerungsschutz
Prof. Dr. Nico Dragano  Institut für Medizinische Soziologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität (Institutsleitung)
Dr. med. Brigitte Joggerst   Gesundheitsamt Karlsruhe (Amtsleitung)
Prof. Dr. Anna Kühne Lehrstuhl für Öffentliche Gesundheit am Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) (Lehrstuhlleitung)
Dr. Dr. med. Jenny Schreiber  Fachabteilung Grundsatzaufgaben ÖGD und Infektionsschutz (G41) am Amt für Gesundheit der Freien und Hansestadt Hamburg (Fachabteilungsleitung)
Dr. med. Jan Stratil, PhD, MAE  UMIT TIROL – University for Health Sciences and Technology

Verbundkoordination

Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen
Team Angewandte ÖGD-Forschung und Transfer
Kanzlerstr. 4
40472 Düsseldorf
E-Mail

Projektleitung

Laura Arnold

Projektlaufzeit

01.08.2023 - 30.04.2026

Förderung

Ansprechpersonen

Kontakt-E-Mail : ileas(at)akademie-oegw.de