DBDD-Jahresbericht 2023 zur Situation illegaler Drogen in Deutschland

Der heute vorgestellte Jahresbericht 2023 der deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) zeigt, dass sich einige seit Jahren erkennbare Entwicklungen fortsetzen: Cannabis bleibt die am häufigsten konsumierte illegale Droge mit entsprechend erhöhten Gesundheitsrisiken. So gehen rund 40 Prozent der ambulanten und rund 30 Prozent der stationären Behandlungen auf den Konsum von Cannabis und Cannabinoiden zurück. Allerdings nehmen laut Bericht nach der Coronapandemie nun auch die Präventionsangebote bundesweit wieder zu.

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Für Burkhard Blienert, den Beauftragten der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, sind die Ergebnisse des neuen Jahresberichts eine Bestätigung dafür, den mit den Änderungen der Cannabis-Gesetzgebung eingeschlagenen Weg für eine „Drogen- und Suchtpolitik der Hilfe und des Schutzes“ fortzusetzen, wie es in der offiziellen Pressemitteilung heißt.

„Wichtig ist“, wird Blienert wörtlich zitiert, „dass wir die kontrollierte Abgabe von Cannabis jetzt ins Ziel bringen. Mit diesem Projekt erkennen wir in der Drogenpolitik endlich die Lebenswirklichkeit vieler Menschen an und sorgen ganz praktisch für mehr Gesundheitsschutz. Dabei ist klar: Für Jugendliche bleiben Kiffen und Co. weiterhin untersagt. Und dennoch wird es gelingen, den Schwarzmarkt deutlich zurückzudrängen und die Gefahren des Konsums zu reduzieren, weil kein Erwachsener mehr gestrecktes oder hochpotentes Gras vom Dealer an der Ecke kaufen muss. Dieses Umdenken in der Sucht- und Drogenpolitik – weg vom Verbot, hin zu mehr Schutz und Hilfe – wird allein fast 4,5 Millionen Erwachsene in Deutschland helfen, die regelmäßig zu Cannabis greifen. Ansonsten machen die Daten überdeutlich, dass wir die niedrigschwelligen Angebote der Suchthilfe in Deutschland weiter ausbauen müssen. Sie retten Leben und reduzieren den Schaden.“

Neben der Verbreitung von Drogen beschreibt der sogenannte „REITOX-Bericht“ 2023 auch aktuelle Entwicklungen in der deutschen Sucht- und Drogenpolitik: So wurden auf Bundesebene die betäubungsmittelrechtlichen Voraussetzungen für die Durchführung von Modellprojekten zum Drug-Checking durch die Länder geschaffen. Wichtiges Element des Drug-Checkings ist die Beratung, Aufklärung und gegebenenfalls Warnung vor (unerwartet) gefährlichen Substanzen. Darüber hinaus tragen Drug-Checking-Projekte dazu bei, dass Gesundheits-, Ordnungs- und Sicherheitsbehörden besser wissen, welche Substanzen aktuell auf dem Drogenmarkt gehandelt werden.

Ein weiteres Thema sind Entwicklungen in der Suchtprävention, zum Beispiel in Schulen oder Betrieben. Franziska Schneider, Leiterin der DBDD, dazu: „Die Zahl der angebotenen Präventionsmaßnahmen nimmt nach den Pandemiejahren erfreulicherweise wieder zu. Gerade für die Suchtprävention bedeutet die Aufhebung der strikten Kontaktsperre die Möglichkeit, zu gewohnten Arbeitsweisen und einer stärkeren Präsenz in der Bevölkerung zurückzukehren. Dadurch können wieder mehr Menschen mit Präventionsangeboten erreicht werden“.

Der Reitox-Bericht erscheint jährlich und liefert umfangreiches Zahlenmaterial sowie einen Überblick über die Entwicklung illegaler Drogen, deren Wirkstoffgehalt und Verbreitung in Deutschland. Er enthält insbesondere Hintergrundinformationen und fasst aktuelle Entwicklungen in den Bereichen Prävention, Beratung, Behandlung, Schadensminimierung und Angebotsreduzierung zusammen. Der Bericht bildet die Grundlage der deutschen Datenbasis für den Europäischen Drogenbericht zu illegalen Drogen.

Die DBDD wird auf Grundlage eines Beschlusses des Deutschen Bundestages vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert. Sie wird von drei Institutionen getragen, welche die unterschiedlichen Bereiche des Themas Sucht und Drogen abdecken: die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) sowie das IFT Institut für Therapieforschung.

Weitere Informationen zum Thema sowie der vollständige Bericht sind verfügbar unter:

http://www.dbdd.de/