Zwischen Wissenschaft und Geschichte: Weiterbildungskurs zu Gast im Robert Koch-Institut
Am 8. Oktober besuchte der 22. Weiterbildungskurs (WBK) der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin – ein Tag mit spannenden Einblicken in die Infektionssurveillance und die über 130-jährige Geschichte eines der bedeutendsten Forschungs- und Public Health-Institute Deutschlands.

Für die 37 Teilnehmenden war der Besuch im RKI ein echtes Highlight. Besonders für die zehn Zahnärztinnen, die den WBK komplett digital absolvieren, war es der erste persönliche Kontakt zu den anderen Teilnehmenden – bislang kannte man sich nur aus WebEx-Sitzungen.
Am Vormittag drehte sich alles um das Thema Infektionssurveillance – also die systematische Beobachtung, Erfassung und Auswertung von Infektionsgeschehen. In einem interaktiven Rollenspiel im historischen Hörsaal des RKI schlüpften die Teilnehmenden in zentrale Rollen des Öffentlichen Gesundheitswesens: von der Bevölkerung über die Gesundheitsämter und Landesgesundheitsbehörden bis hin zum Robert Koch-Institut und dem Bundesministerium für Gesundheit. So entstand ein anschauliches Live-Schaubild, das eindrucksvoll zeigte, wie verzahnt die einzelnen Ebenen im Infektionsschutz zusammenarbeiten. Begleitet wurde die Übung von Jakob Schumacher, selbst Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen und Mitarbeiter am RKI. Eindrucksvoll veranschaulichte er die Ziele und notwendigen Rahmenbedingungen der Infektionssurveillance und ging dabei auch auf Infektions- und Kommunikationsketten ein.
Der Nachmittag war der bewegten Geschichte des Robert Koch-Instituts gewidmet. Institutshistoriker Benjamin Kuntz nahm die Gruppe mit auf eine Reise durch mehr als ein Jahrhundert Medizingeschichte – von der Gründung 1891 durch Robert Koch bis zu den dunklen Kapiteln der NS-Zeit. Besonders bewegend: Die Geschichten von zwölf jüdischen Wissenschaftler:innen, die in den 1930er-Jahren am RKI arbeiteten und 1933 unter dem Einfluss der NS-Ideologie fristlos entlassen wurden. Ihre Geschichten sind als Podcasts und Erinnerungszeichen konserviert: erinnerungszeichen-rki.de.
Zum Abschluss des Tages standen Besuche im RKI-Museum und im Robert-Koch-Mausoleum auf dem Programm. Ein besonderes Highlight war die alte Bibliothek des Instituts: Dort konnten die Teilnehmenden unter anderem den originalen Schreibtisch Robert Kochs bestaunen sowie eine eindrucksvolle Sammlung historischer Fachliteratur entdecken – teilweise über 500 Jahre alt, mit Einschusslöchern oder mit persönlichen Widmungen versehen.
Für den WBK war es ein Tag, der Wissen vertieft und Geschichte greifbar macht. „Vor allem das aktive Erleben hat den Teilnehmenden gut gefallen – sowohl das Live-Schaubild zur Infektionssurveillance als auch das Vor-Ort-Sein im RKI: der Hörsaal, den einige noch aus den Nachrichten der ersten Corona-Pressekonferenzen kennen, und die geballte Medizinhistorie mit all ihren herausragenden Errungenschaften – das war schon sehr besonders“, sagt Modulleitung Nicole Rosenkötter, die die Exkursion gemeinsam mit Kursleiter Oliver Normann organisiert hat.

