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Sozialpharmazie im ÖGD | Ausbau mit „Pakt-Mitteln“ im Kreis Unna

Der Kreis Unna hat mit Pakt-ÖGD-Mitteln eine neue Amtsapotheker:innen-Stelle mit Schwerpunkt Sozialpharmazie ausgeschrieben. Hier fördert das Gesundheitsamt zukünftig mehr als bisher den sachgerechten Umgang mit Arzneimitteln sowie den Zugang zu notwendigen Arzneimitteln für alle, gerade auch für sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen. Fachbereichsleiter Gesundheit Josef Merfels und Amtsapothekerin Sandra Pflanz berichten im Interview, welche Ziele mit der neuen Stelle verbunden sind.

Das Interview führte Dr. Udo Puteanus vom Landeszentrum Gesundheit NRW, Fachgruppe Internationale Zusammenarbeit, Sozialpharmazie

Bei der Sozialpharmazie im ÖGD geht es darum, daran mitzuwirken, dass die Voraussetzungen für eine bedarfsgerechte, für alle Bevölkerungsgruppen zugängliche und sichere Versorgung mit bestmöglichen Arzneimitteln geschaffen bzw. weiter verbessert werden.
Seit 1998 verpflichtet das ÖGD-Gesetz die nordrhein-westfälischen Gesundheitsämter, in ihren jeweiligen Kreisen- und kreisfreien Städten sozialpharmazeutisch tätig zu werden. Das Gesetz nennt konkret die Amtsapotheker:innen, die als Mitarbeiter:innen der Gesundheitsämter dieses Arbeitsfeld ausfüllen sollen.

Je nach personeller Ausstattung konnten sich jedoch bislang einzelne Kommunen nicht angemessen im Arbeitsfeld Sozialpharmazie engagieren. Im Kreis Unna soll sich dies ändern.

Das Foto zeigt Fachbereichsleiter Gesundheit Josef Merfels und Amtsapothekerin Sandra Pflanz
Fachbereichsleiter Gesundheit Josef Merfels und Amtsapothekerin Sandra Pflanz Max Rolke | Kreis Unna

Herr Merfels, der Kreis Unna hat eine Stelle für Apotheker:innen mit Schwerpunkt Sozialpharmazie ausgeschrieben. Was waren die Hintergründe?

Beim Kreis Unna besteht bereits seit längerer Zeit der Wunsch, den präventiven gesundheitlichen Verbraucherschutz zu stärken. Hier kann die Sozialpharmazie aus meiner Sicht einen wichtigen Beitrag leisten. Durch die zusätzlichen finanziellen Mittel, die durch den Pakt ÖGD bereitgestellt wurden, bot sich nun die Möglichkeit, für den Bereich der Sozialpharmazie eine zusätzliche Amtsapothekerstelle einzurichten.

Frau Pflanz, was soll mit dieser Stelle aus Ihrer Perspektive im Bereich Sozialpharmazie erreicht werden, mit welchen Schwerpunktthemen soll sich die/der neue Mitarbeiter:in auseinandersetzen?

Durch die neue Stelle soll ein aktiver Beitrag zur Gesundheitsförderung im Kreis Unna geleistet werden. Ich sehe die Aufgaben der neuen Mitarbeiterin insofern sowohl im Bereich der Prävention und Gesundheitsförderung als auch im Bereich der Gesundheitsversorgung. Als Schwerpunktthemen sind die Verbesserung der Arzneimittelversorgung von Bewohnerinnen und Bewohnern von Pflegeeinrichtungen und die Mitwirkung in dem vom Kreis Unna geplanten mobilen Gesundheitskiosk vorgesehen.

Eine Möglichkeit der Zusammenarbeit mit Apothekerinnen und Apothekern sehe ich insbesondere über die öffentlichen Apotheken. Diese verfügen zum einen über wertvolle Informationen über die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung und mögliche diesbezügliche Probleme. Zum anderen haben die öffentlichen Apotheken Kontakt zu sämtlichen Bevölkerungsschichten. Auf diesem Wege wäre es zum Beispiel denkbar, die Bevölkerung niedrigschwellig über sozialpharmazeutische Sachverhalte zu informieren.

Herr Merfels, ist über das Arbeitsfeld Sozialpharmazie auch eine weitere Intensivierung der Zusammenarbeit des Pharmazeutischen Dienstes im Kreis Unna mit anderen Fachbereichen im Gesundheitsamt vorgesehen? Wie ist z. B. die Anbindung dieses Arbeitsfeldes an die lokalen Public Health-Netzwerke, insbesondere an die Kommunale Gesundheitskonferenz gedacht?

Es ist eine Intensivierung der Zusammenarbeit insbesondere mit dem Sachgebiet „Koordination und Planung“ vorgesehen, in welchem die kommunale Gesundheitsberichterstattung, die Organisation der Kommunalen Gesundheitskonferenz sowie der im Aufbau befindliche mobile Gesundheitskiosk angesiedelt sind. Bei der Datenerhebung, -analyse und -auswertung zur Planung bedarfsgerechter Einsätze der Sozialpharmazie ist die Gesundheitsberichterstattung ein wichtiger Partner. Auch dieser Bereich konnte mithilfe der Mittel für den Pakt ÖGD ausgebaut werden.

Frau Pflanz, welche Bevölkerungsgruppen sollten Ihrer Meinung nach am meisten durch sozialpharmazeutische Aktivitäten der Amtsapotheker:innen in den Fokus rücken?

Aus meiner Sicht sollten insbesondere Menschen in den Fokus rücken, bei denen ein besonderer Unterstützungsbedarf besteht, beispielsweise wenn sie sich aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen oder sozioökonomischer Benachteiligung nicht selber um Ihre Gesundheit kümmern können. Hierunter fallen aus meiner Sicht beispielsweise die Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen oder auch Palliativpatienten. Sozioökonomisch benachteiligte Personengruppen sollen insbesondere über den mobilen Gesundheitskiosk erreicht werden. Der Kreis Unna versucht, seine Arbeitsschwerpunkte möglichst sozialkompensatorisch nach dem Motto – Ungleiches ungleich behandeln – auszurichten.

Herr Merfels, der ÖGD ist ein wichtiger Teil von Public Health; Public Health-Vertreter:innen setzen stark auf eine Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis. Welche Erwartungen haben Sie an die Public Health-Wissenschaft zur Zusammenarbeit mit den Gesundheitsämtern und im Speziellen im sozialpharmazeutischen Arbeitsgebiet?

Aus meiner Sicht sollte zunächst von beiden Seiten ein guter Austausch zwischen der Public-Health-Wissenschaft und dem kommunalen Gesundheitsdienst angestrebt werden. Die Erfahrungen aus der Praxis können für die Wissenschaft genutzt werden. Auf der anderen Seite bieten die gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse wichtige Informationen für unsere Arbeit in der Praxis. Durch die kommunale Gesundheitsberichterstattung fließen diese Erkenntnisse in die kommunale Gesundheitsplanung ein.

Frau Pflanz, im Landeszentrum Gesundheit ist mit Inkrafttreten des ÖGD-Gesetzes eine Stelle geschaffen worden, die die Amtsapotheker:innen bei ihren sozialpharmazeutischen Aktivitäten unterstützen soll. Wie soll diese Unterstützung aussehen?

Aus meiner Sicht sollte die Vernetzung der verschiedenen Akteure weiterhin aktiv gefördert werden, zum Beispiel durch die Organisation sozialpharmazeutischer Fachtagungen.

Die Unterstützung sozialpharmazeutischer Projekte hat für die Amtsapothekerinnen und Amtsapothekerin eine besonders hohe Bedeutung. Gerade in diesem Bereich sollte das LZG verstärkt aktiv werden. Wichtig ist auch die begleitende Öffentlichkeitsarbeit, um die Sozialpharmazie in Gesellschaft und Politik sichtbar zu machen.

Vielen Dank für das Gespräch

Das Bild zeigt das Gesundheitsamt Kreis Unna.
Gesundheitsamt Kreis Unna. Max Rolke | Kreis Unna