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Pressemeldung

Psychotherapie mit digitalen Gesundheitsanwendungen – Ein Resümee

Neben der klassischen Face-to-Face-Psychotherapie können seit 2020 digitale Apps die Patient:innen in ihrer Behandlung unterstützen. Doch was sind die Vor- und Nachteile und was wäre noch wünschenswert?

Bisang stehen 16 der 40 digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) für Menschen mit psychosozialen Erkrankungen zur Verfügung (Stand 2023). Warum gibt es die DiGA? Es gibt unzählige Apps im Appstore. Für Laien ist es schwierig zu erkennen, ob diese geeignet sind. Die DiGA sind offiziell wissenschaftlich geprüft.

Portraitfoto eines deprimierten jungen Mannes.
Adrian Swancar | Unsplash

DiGA sind nicht frei zugänglich und müssen verschrieben werden. Rezepte können nur ausgestellt werden, wenn klinische, also stark ausgeprägte Symptome, nachgewiesen werden. „Um die Prävention in den Fokus zu rücken und mehr Menschen zu unterstützen, wäre es von Vorteil, wenn die Apps auch bei leichten (subklinischen) Symptomen, z.B. depressiven Verstimmungen, verschrieben werden dürfen“, so Dr. Lasse B. Sander, Psychotherapeut und Leiter einer Forschungsgruppe am Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universität Freiburg, in der Zeitschrift „Psychologie Heute“.

Auch zur vollständigen Vorbeugung ohne Symptome können die Apps laut Sander helfen. So wies der Mediziner mit seiner Forschungsgruppe nach, dass nichtdepressive Patienten innerhalb eines Jahres die Depressionswahrscheinlichkeit durch digitale Anwendungen um die Hälfte senken konnten. In seiner Studie nutzen Rehapartient:innen mit chronischen Rückenschmerzen, die häufig in Kombination mit Depressionen auftreten können, digitale Module zu Verhaltensaktivierung, Problemlösetraining oder Übungen gegen Schlafstörungen.

Sander plädiert dafür, ausgewählte DiGA für alle anzubieten. Dadurch können die Apps auch Personen, die den Gang zum Psychotherapeuten scheuen, eine Alternative bieten und präventiv eingesetzt werden.

Das sollte jedoch nicht zu einem Trugschluss führen: Die Apps können Psychotherapeut:innen nicht vollständig ersetzen. Patient:innen benötigen Hilfe bei der Nutzung der Anwendung und je nach Schwere der Erkrankung zusätzliche Begleitung. Die Apps sollen die Therapie langfristig unterstützen. Zur Unterstützung der Patient:innen und der Psychotherapeut:innen. Denn jegliche Unterstützung ist für den Bereich der Psychotherapie relevant. Es gibt zu wenig Kassensitze, die benötigt werden, damit Psychotherapeut:innen gesetzlich Versicherte behandelt dürfen. So können nur ca. zehn Prozent der Patient:innen laut Angaben des WDR auf Berufung der Bundespsychotherapeutenkammer therapiert werden. Die Wartezeiten auf einen Therapieplatz dauern im Durchschnitt fünf Monate.

App ohne Rezept

Neben den DiGA gibt es auch Apps, die nicht verschrieben werden müssen, und Menschen helfen können, die sich um die eigene psychische Gesundheit in Krisensituationen kümmern möchten. Ein Beispiel ist die App "COGITO" des Uniklinikums Hamburg-Eppendorf. Sie bietet Selbsthilfe-Übungen für Menschen mit Depressionen, Psychosen oder Glücksspielsucht: Selbsthilfe-Smartphone-App COGITO - Forschungsbereich Neuropsychologie und Psychotherapie am UKE (clinical-neuropsychology.de)

App-Liste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte mit Suchfunktion (bfarm):

DiGA-Verzeichnis (bfarm.de)

Vier Apps aus dem DiGA-Portfolio:

NeuroNation – Diese App bietet kognitive Trainingsübungen zur Verbesserung der mentalen Fitness und kann bei der Bewältigung von Stress und geistiger Ermüdung unterstützen: Gedächtnistraining kostenlos starten - NeuroNation

Kaia – Diese App richtet sich an Menschen mit chronischen Rückenschmerzen und bietet psychoedukative Inhalte, Übungen und Entspannungstechniken zur Unterstützung bei der Schmerzbewältigung: Kaia Health: Digitale Therapien bei COPD und Rückenschmerzen

Selfapy – Diese App unterstützt bei der Behandlung von Depressionen durch strukturierte Programme, die auf kognitiver Verhaltenstherapie basieren: Psychologische Hilfe ohne Warteliste | - Selfapy

M-sense – Diese App hilft Menschen mit Migräne oder Spannungskopfschmerzen durch ein Symptom-Tracking und bietet Strategien zur Schmerzbewältigung: M-sense by Sincephalea

AÖGW-Fortbildungsangebot:

Interesse an dem Thema? Am 28. Oktober beleuchtet unsere Kollegin Dr. Solmaz Golsabahi-Broclawski DIGA in der Fortbildung „Online Angebote und Beratung: Wie sehr sind DIGA und Co im Alltag des ÖGDs nützlich“: https://www.akademie-oegw.de/fortbildung/details/d-152024

Quellen:

Zeitschrift: "Psychologie Heute", September 9/2024

Digitale Gesundheitsanwendungen im Bereich psychischer Gesundheit (aerzteblatt.de)