Vom Amtsapotheker zum AMTS-Apotheker

Etwas mehr als zehn Jahre ist es her, seit die nordrhein-westfälische Landesgesundheitskonferenz (LGK) eine Resolution zur Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) 2012 verabschiedet hat. Damals wurde beschlossen, NRW-Amtsapotheker:innen verstärkt zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit einzusetzen, insbesondere um Medikationsprozesse sicherer zu machen. Was hat sich seitdem getan?

Eine Apothekerin erklärt einem Kunden ein Medikament
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Darüber diskutierten Amtsapotheker:innen mit Experten auf der 26. Fachtagung Sozialpharmazie der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen in Zusammenarbeit mit dem Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen am 4. Mai 2023 in Münster.

Prof.‘in Dr. Marjan van den Akker, Inhaberin des Lehrstuhls für Multimedikation und Versorgungsforschung am Institut für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität, Frankfurt am Main, berichtete über die Herausforderungen der Multimedikation in einer älter werdenden Gesellschaft. Die Zahl der verordneten Arzneimittel steigt, ebenso die Zahl der versorgenden Ärzt:innen und Apotheker:innen. Die Folgen für die Patient:innen sind negativ: Inzwischen ist jede sechste Krankenhauseinweisungen auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen zurückzuführen – 40 % dieser Fälle wären vermeidbar.Patient:innen erhalten zum Teil widersprüchliche Therapieempfehlungen, wodurch die Adhärenz gerade bei chronischen Patient:innen sinkt. Wenn sie mehr als bisher in Entscheidungen zur Arzneitherapie einbezogen würden, könnten Therapieziele leichter erreicht werden, so van den Akker

Dr. Olaf Rose, Apothekenleiter und Befürworter einer patientenorientierten Ausbildung und Berufstätigkeit von Apotheker:innen, stellte die Entwicklung seit der LGK-Resolution 2012 vor: darunter die Einführung von fünf pharmazeutischen Dienstleistungen im Jahr 2022, etwa eine erweiterte Medikationsberatung bei Multimedikation, sowie die Weiterentwicklung der Approbationsordnung für Apotheker:innen.

Amtsapotheker:innen als AMTS-Motivatoren

Ilka Fleer und Stephanie Trutwin-Bornhoeft, Amtsapothekerinnen im Regierungsbezirk Köln, zeigten die wichtige Rolle auf, die Amtsapotheker:innen für die AMTS spielen können. Denn sie haben direkten Kontakt zu öffentlichen Apotheken und fungieren bei Inspektionen auch als Multiplikator:innen und Motivator:innen für AMTS in den Apotheken. Da sie in lokalen Arbeitsgruppen mitarbeiten, zum Beispiel in der AG Sucht und Substitution oder der AG Gerontopsychiatrie, können sie mitwirken, die Apotheken in örtlichen Public-Health-Netzwerken zu verankern.

In der Stadt Hamm konnte das sozialpharmazeutische Projekt zur Verbesserung des arzneimittelbezogenen Entlassmanagements in die Kommunale Gesundheitskonferenz eingebracht und auf politischer Ebene für die Thematik sensibilisiert werden, berichtete die dortige Amtsapothekerin Carola Hiltawsky. In der Diskussion mit Vertreter:innen aus unterschiedlichen Versorgungseinrichtungen aus Hamm zeigte sich, dass intensivere Schulungen in Krankenhäusern zum Thema richtiges Verordnen von Arzneimitteln beim Entlassmanagement wünschenswert sind, um die medikamentöse Versorgung zwischen dem ambulanten und stationären Sektor zu optimieren.

Arzneimitteltherapiesicherheit gewinnt angesichts des demographischen Wandels zunehmend an Bedeutung. Daher ist ihre weitere Verbesserung notwendig. Dazu möchte der ÖGD in NRW beitragen.