Das deutsche Gesundheitswesen: „Ein System, das Krankheiten verwaltet, statt sie zu verhindern“

Anfang März wurde in der Fachzeitschrift The Lancet Public Health eine gesundheitspolitische Übersichtsarbeit veröffentlicht, die der Frage nachgeht, warum Deutschlands Gesundheitswesen trotz Investitionen in Milliardenhöhe hinter den Ergebnissen vieler europäischer Nachbarn zurückbleibt.

Das Wort Health in Scrabble-Buchstaben.
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Die Untersuchung wurde unter der Leitung von Professor Hajo Zeeb durchgeführt; er ist Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS. Die Studie kommt zu dem Schluss: „Deutschland hat ein strukturelles Problem in der öffentlichen Gesundheitsversorgung“, wie es in der aktuellen Meldung des BIPS zur Veröffentlichung heißt. Statt Krankheiten zu verhindern, konzentriere sich das System zu sehr auf deren Behandlung, und das mit zum Teil ineffizienten Strukturen.

Der vollständige Beitrag

Die Autor:innen der in The Lancet Public Health veröffentlichten Übersichtsarbeit beschreiben drei zentrale Probleme, die einer wirksamen Umsetzung tragender Public-Health-Maßnahmen in Deutschland im Weg stehen:

  • Deutschland hat keine starke Institution, die Public-Health-Maßnahmen koordiniert.
  • Die Krankenkassen investieren Milliarden in hochspezialisierte Behandlungen, während die Finanzierung von Prävention und Gesundheitsförderung weiterhin ein Nischendasein fristet.
  • Maßnahmen wie die Einführung einer Zuckersteuer oder Werbeverbote für ungesunde Lebensmittel werden bislang abgeschwächt oder überhaupt nicht umgesetzt – oft unter dem Einfluss wirtschaftlicher Interessen.

Die in der Studie unterbreiteten Lösungsvorschläge zielen im Wesentlichen darauf ab, eine einheitliche Public-Health-Strategie auf nationaler Ebene zu erarbeiten und etablieren. Außerdem fordern die Autor:innen eine Regulierung von Lobby-Arbeit und kommerziellen Interessen. Die Politik müsse sich trauen, gesundheitsschädliche wirtschaftliche Interessen stärker zurückzudrängen, konkret bei den Themen Ernährung, Alkohol und Tabak.

Zu den Autor:innen zählen neben Professor Hajo Zeeb außerdem:

  • Professorin Julika Loss vom Robert Koch-Institut (RKI)
  • Thomas Altgeld, Geschäftsführer der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e.V. (LVG & AFS)
  • Professorin Susanne Moebus, Direktorin des Instituts für Urban Public Health am Universitätsklinikum Essen der Universität Duisburg-Essen
  • Dr. Karin Geffert vom Lehrstuhl für Public Health and Health Services Research am Institut für Medizinische Informationsverarbeitung Biometrie und Epidemiologie der Ludwig-Maximilians-Universität München
  • Professor Ansgar Gerhardus, Leiter der Abteilung Versorgungsforschung am Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP) der Universität Bremen
  • Professorin Dagmar Starke, kommissarische Leiterin der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen (AÖGW)

Eine ausführliche Meldung zur Publikation der Studie „Public health in Germany: Structures, dynamics, and ways forward“ sowie ein Link zur Arbeit sind auf der Website des BIPS zu finden.

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