Am 24. März ist Welttuberkulosetag
Auch wenn die meisten Menschen beim Stichwort „Infektionsschutz und -prävention“ zuerst an Corona denken: Bereits vor, während und auch nach der Covid-19-Pandemie gehörten und gehören meldepflichtige Infektionskrankheiten zum Arbeitsalltag der Gesundheitsämter. Einer der wichtigsten Aufgaben ist hier die Tuberkuloseprävention. Aus gutem Grund: Die bakterielle Infektionserkrankung Tuberkulose (TB) ist in Deutschland zwar nach wir vor selten, zählt weltweit jedoch zu den zehn häufigsten Todesursachen. Besonders betroffen sind laut World Health Organization (WHO) vor allem die sogenannten Hochinzidenzländer wie Indien, Indonesien, China, Südafrika oder die Philippinen.

Mehr Tuberkulose-Erkrankungen durch Ukraine-Krieg
Eine Erklärung für den Anstieg der in Deutschland registrierten Tuberkulose-Erkrankungen ist die Zahl der infizierten, aus der Ukraine geflüchteten Menschen. Laut WHO verzeichnete die Ukraine 2020 eine der höchsten Tuberkulose-Inzidenzen in Europa. Und mit fast 30 Prozent lag der Anteil an multiresistenten Tuberkulosen (MDR-TB) im selben Jahr auch im weltweiten Vergleich besonders hoch. Aufgrund des grundsätzlich höheren Infektionsrisikos dieser Gruppe kam es infolge des Krieges 2022 zu einem Anstieg der TB-Infektionen unter in der Ukraine geborenen Menschen. Denn die Verbreitung der Lungenerkrankung wird durch beengte Wohnverhältnisse, Mangelernährung, schlechte hygienische Bedingungen und eine lückenhafte Gesundheitsversorgung befördert.
RKI-Seite zum Thema „Tuberkulose bei Geflüchteten“.
Von Prävention bis Isolation
Bei der Verhinderung einer Ausbreitung von TB-Infektionen unter der Bevölkerung spielen die Gesundheitsämter eine entscheidende Rolle. Sie tragen dazu bei, dass bei einer positiven Diagnose gemäß den Leitlinien behandelt werden kann und infektionsgefährdete Menschen aus dem Umfeld der Betroffenen informiert, untersucht und wenn nötig vorbeugend behandelt werden. Die medikamentöse Behandlung von Tuberkulose ist in der Regel erfolgversprechend, aber auch zeitaufwändig: Sie dauert rund sechs Monate. Solange die Infektion ansteckend ist, ist eine Isolation der Betroffenen notwendig – das lehnen einige Infizierte ab. Das Infektionsschutzgesetz ist hier jedoch verbindlich, weshalb es auch zu den Aufgaben des Gesundheitsamtes gehören kann, eine zwangsweise Isolation per richterlichem Beschluss einzuleiten.
Informationen des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK).
Neue TB-Impfung in Aussicht?
Eine Impfung gegen Tuberkulose wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) seit gut 25 Jahren nicht mehr empfohlen. Dafür sind sowohl die Wirksamkeit des Lebendimpfstoffes BCG als auch die Gefahr einer Ansteckung in Deutschland zu gering. Um der Infektionskrankheit und dem Anstieg multiresistenter Tuberkulosen in den nächsten Jahren entsprechend zu begegnen, arbeiten aktuell jedoch 19 Forschungsgruppen aus neun Ländern der EU, Großbritannien und der Schweiz an der Entwicklung neuer TB-Impfstoffe. Von deutscher Seite ist das Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Universitätsklinikum Ulm beteiligt.
RKI-Übersichtsseite zum Thema Tuberkulose.
AÖGW und AGL erarbeiten neues TB-Training
Die Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen (AÖGW) und die Akademie für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (AGL) erarbeiten derzeit ein Web-Based-Training (WBT) für den ÖGD: Der digitale „Grundkurs Tuberkulose“ basiert auf mehreren, aufeinander aufbauenden Modulen, die gemeinsam von verschiedenen Tuberkulose-Expert:innen erarbeitet werden. Themen sind unter anderem Diagnostik, Meldewesen, Umgebungsuntersuchung und der Umgang mit Tuberkuloseerkrankten. Die AÖGW übernimmt dabei die mediendidaktische Überarbeitung, während das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) die technische Umsetzung verantwortet. Bis zum Jahresende soll das über PC, Tablet oder Smartphone nutzbare WBT fertiggestellt sein.